Blog-Eintrag -
Wie kam es zum Darmkrebsmonat März? Christa Maar über die Geschichte dieses Erfolgsmodells.
März ist Darmkrebsmonat.
Einen ganzen Monat lang wird mit Aktionen in ganz Deutschland daran erinnert, wie wichtig die Teilnahme an Darmkrebsvorsorge ist und dass dieser Krebs einer ist, der sich durch Vorsorge verhindern lässt.
Wie entstand dieser Aktionsmonat?
Als mein Sohn Felix vor 15 Jahren an Darmkrebs starb, war er gerade einmal 33 Jahre alt und Vater von zwei kleinen Kindern, dessen Erwachsenenleben gerade erst begonnen hatte. Dass es in unserer Familie so etwas wie ein familiäres Risiko für Darmkrebs gab, war uns nicht bewusst und kein Arzt hatte uns jemals darauf aufmerksam gemacht oder uns Fragen zu Krebserkrankungen in der Familie gestellt.
Inzwischen weiß ich, dass bereits bei einem Verwandten mit Darmkrebs in der Familie alle direkten Angehörigen, also Eltern, Geschwister, Kinder, ein möglicherweise stark erhöhtes Risiko für diesen Krebs haben und früher als durchschnittlich belastete Menschen mit regelmäßiger Darmkrebsvorsorge beginnen sollten. Bis dahin war es ein weiter Weg. Er begann mit einem CT, auf dem Metastasen in der Leber festgestellt wurden, noch ohne dass klar war, von welchem Tumor sie stammten. Da Darmtumoren meist als erstes Metastasen in der Leber bildeten, lag der Verdacht nahe, dass es sich um einen Darmtumor handelte.
Die Diagnose war schockierend: Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium.
Und das bei einem jungen Mann, der immer Wert auf gesunde Ernährung und Sport gelegt hatte und selten krank war. Ein abklärendes CT für drei Wochen diffuse Bauchschmerzen hatten ausgereicht, um Felix von einem Tag auf den anderen zu einem schwer kranken Patienten zu machen.
Sehr bald war klar: Felix hätte diesen Krebs nicht bekommen müssen, wenn irgendwann von einem Arzt einmal eine Familienanamnese erhoben worden und damit klar gewesen wäre, dass er aufgrund des Vorliegens eines familiären Risikos bereits ab dem Alter von 25 hätte vorsorgen müssen. Felix‘ erklärter Wunsch vor seinem Tod zwei Jahre nach der Diagnose war, dass sich die Stiftung, die seinen Namen trägt, dafür einsetzen soll, dass anderen Menschen sein Schicksal erspart bleibt.
Und das ist, was die Felix Burda Stiftung seit dieser Zeit tut.
Eine unserer ersten Handlungen war, dass wir die großen Krebsorganisationen in unserem Land dazu motiviert haben, mit uns gemeinsam einen nationalen Darmkrebsmonat zu etablieren. Analog dem bereits 2 Jahr zuvor in den USA eingeführten Colon Cancer Awareness Month wurde beschlossen, diesen im Monat März zu verankern.
An der Tatsache, dass nach wie vor viele Menschen, die Darmkrebs in der Familie haben, nichts von ihrem erhöhten Risiko wissen, hat sich trotz aller Aufklärungsversuche bis heute nicht entscheidend viel geändert.
Aber in anderen Bereichen haben wir Fortschritte erzielt: Das Tabu, von dem das Thema Darmkrebs umgeben war, ist durchbrochen, man kann heute offen darüber sprechen, dass man sich zur Vorsorgedarmspiegelung angemeldet oder diese gerade hinter sich gebracht hat. Dass diese Untersuchung allen Menschen ab dem Alter von 55 von der Krankenkasse bezahlt wird, ist ein Erfolg des Netzwerks von Organisationen, die sich vor 14 Jahren für die Implementierung des nationalen Darmkrebsmonats zusammengefunden haben.
Rund sechs Millionen Versicherte haben diese Untersuchung inzwischen gemacht. Dadurch wurden 200.000 Neuerkrankungen und 100.000 Todesfälle von Darmkrebs verhindert.
Doch das ist bei weitem noch nicht genug. Denn noch immer sterben in Deutschland jedes Jahr 26.000 Menschen an diesem Krebs, weil ein vorhandener Tumor zu spät erkannt wurde. Das sind 26.000 zu viel! Ich hoffe, dass auch der Darmkrebsmonat März 2017 wieder dazu beitragen wird, dass viele Menschen, die sich bisher wenig dafür interessiert haben, durch die schiere Präsenz des Themas in den Medien dazu gebracht werden, dem Vorsorgegedanken näher zu treten. Und dass möglichst viele Menschen, die in ihrer Familie Fälle von Darmkrebs haben, von ihrem hohen Risiko und der Möglichkeit Kenntnis erhalten, dieses durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu minimieren.
Christa Maar
Vorstand Felix Burda Stiftung
Präsidentin Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.