Blog-Eintrag -
Warum „Darmkrebsvorsorge“ falsch ist.
Nein! Keine Bange. Ich habe nicht den Verstand verloren.
Darmkrebsvorsorge ist das Schlaueste was man tun kann, um gesund zu bleiben. Insbesondere wenn man unter „Darmkrebsvorsorge“ die kostenfreie Vorsorge-Darmspiegelung versteht, die man aktuell ab dem Alter von 55 Jahren in Anspruch nehmen kann.
Mir geht es um den Begriff!
Denn die umgangssprachliche „Darmkrebsvorsorge“ ist eigentlich irreführend.
Vielmehr müsste es „Gesundheits-Urkunde 55“ heißen.Oder „Check-Up 55“, „Krebsfrei-Zertifikat“ oder „TipTop – Das Darmsiegel.
Warum?
Weil nur in einem Prozent der Vorsorge-Koloskopien tatsächlich Darmkrebs entdeckt wird. Und selbst die überwiegende Mehrheit dieser Darmkrebs-Fälle befindet sich dann auch noch in einem frühen Stadium, so dass meist erfolgreich interveniert werden kann.
Es ist also selten so schlimm, wie man denkt!
Bei 74% der Teilnehmer an der Vorsorge-Koloskopie zeigen sich nämlich entweder keinerlei Auffälligkeiten oder nur harmlose Polypen im Darm. Deswegen bedeutet die Darmkrebsvorsorge für die Mehrheit der Teilnehmer eben kein Krebsurteil, sondern einfach nur ein Beleg für ihre Gesundheit!
Und das klingt doch schon gleich viel attraktiver als eine Untersuchung, die schon im Namen einen Schicksalsschlag trägt, den wir nie erleben wollen.
Die Frage ist daher, ob die Teilnahmerate an der Darmkrebsvorsorge bzw. Vorsorge-Darmspiegelung höher wäre, wenn diese Untersuchung anders heißen würde?
Denn während man bei der „Darmkrebsvorsorge“ wohl eher ein Untersuchungsergebnis visualisiert, von dem man am liebsten nichts wissen will, könnte man in einem „Gesundheits-Check 55“ einen großen persönlichen Nutzen vermuten: Das Gefühl gesund zu sein, wird hier nämlich schwarz auf weiß bestätigt.
Keine Angst also.
Der „Check-Up 35“ heißt ja auch nicht „Diabetes-Vorsorge“ oder „Herzinfarkt-Test“, nur weil hier Blutwerte untersucht und Blutdruck gemessen wird.
Carsten Frederik Buchert ist Director Marketing & Communications der Felix Burda Stiftung.