Blog-Eintrag -
Darmkrebsvorsorge: Männer sind besser als ihr Ruf.
Darmkrebsmonat März: Fakten zum Darmcheck.
Immer noch hält sich hartnäckig das Gerücht, Männer seien grundsätzlich das schwächere Geschlecht beim Darmcheck. Als "Vorsorgemuffel" wird der Mann gern tituliert. Er würde sich weniger für seine Gesundheit interessieren und wäre nur dann bereit zum Arzt zu gehen, wenn er es vor Schmerzen kaum noch selbst in die Praxis schaffen würde. So ungefähr.
Reparaturmedizin eben. Wie das Auto in die Werkstatt, so der Mann zum Arzt - aber erst dann, wenn es schon nicht mehr so "rund läuft".
Die Felix Burda Stiftung moniert dieses Negativ-Framing bereits seit Jahren.
Nicht nur, weil die Diffamierung einer Personengruppe aus verhaltenspsychologischer Sicht nicht zielführend ist, um gerade diese Menschen zur Teilnahme am Darmcheck zu motivieren. Sondern auch, weil es schlicht falsch ist.
2018 ließen sich beispielsweise 1,7 % der anspruchsberechtigten Frauen und 1,9 % der anspruchsberechtigten Männer in präventiver Absicht koloskopieren.Abgesehen davon, dass die Männer die Nase vorn haben, sieht man hier auch, dass die unterschiedlichen Inanspruchnahmeraten der Vorsorgekoloskopie - im Vergleich der Geschlechter - nicht mehr wirklich statistisch relevant ist. Seit Längerem bereits übrigens.
Betrachtet man einzelne Alterskohorten der Anspruchsberechtigten detailliert, liegen Männer sogar teils noch deutlicher vor den Frauen.
Trotzdem: Das Narrativ des "Vorsorgemuffels Mann" wird stets neu bedient.
Vielleicht schaffen wir es aber mit diesen neuen Daten, die Männer endlich von der Strafbank zu holen, auf die sie jahrelang unfairerweise gesetzt wurden:
Beim Stuhltest nämlich gibt es jetzt überraschende Auswertungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi):
So lag die Rücklaufquote für den iFOBT (immunologischer Stuhltest zur Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs) bei den Männern im ersten Halbjahr 2022 bei 78%, wohingegen nur 76,6% der Frauen die ausgegebenen Stuhltests auch tatsächlich durchführten.
Vor der Pandemie war der Vorsprung - wenn wir es denn so nennen wollen - der Männer sogar noch signifikanter: Im ersten Halbjahr 2019 wurden von den Männern 81,5% der Tests durchgeführt und im Labor ausgewertet, von den Frauen nur 77,7%.
Männer verzeichnen somit durchgehend seit 2019 höhere Rücklaufquoten beim immunologischen Stuhltest als Frauen.
Wohlgemerkt: Es handelt sich nicht um Teilnahmeraten (wieviel Prozent der Anspruchsberechtigten nehmen einen Test mit nach Hause), sondern um Rücklaufquoten (wieviel Prozent, der an Versicherte ausgegebenen Tests, werden auch tatsächlich durchgeführt).
In absoluten Zahlen werden nämlich weniger Tests an Männer ausgegeben, als an Frauen. Ziel müsste es demnach sein, mehr Stuhltests überhaupt einmal erst an den Mann zu bringen.
Denn die Bereitschaft der Männer, diese Tests auch durchzuführen, ist sehr hoch.
Ein großartiges Potential also für die Prävention von Darmkrebs in Deutschland.
Und hoffentlich auch ein Ende des Märchens vom "Vorsorgemuffel Mann".
Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Entwicklung der Leistungshäufigkeit der GOP 01737 (Ausgabe und Weiterleitung eines Stuhlprobenentnahmesystems gemäß Teil II. § 6 der Richtlinie für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme (oKFE-RL) und der GOP 01738 (Automatisierte quantitative immunologische Bestimmung von occultem Blut im Stuhl (iFOBT)) im Zeitraum 1. Quartal 2019 bis 2. Quartal 2022 bei Patient:innen ab 50 Jahren.