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Ein gelber Präventionspass soll auch an die Darmkrebsvorsorge erinnern
Ein gelber Präventionspass soll auch an die Darmkrebsvorsorge erinnern

Blog-Eintrag -

Lebensumstände erschweren die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge.

Hochschule Fresenius empfiehlt Einführung eines gelben Präventions-Passes um sozioökonomisch schwächere Gruppen für die Darmkrebsvorsorge zu motivieren.

Laut einer Studie der Universität Bielefeld haben rund 59 Prozent der Deutschen eine geringe Gesundheitskompetenz. Sie haben Schwierigkeiten Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen oder anzuwenden. Dabei ist aber Gesundheitskompetenz innerhalb der Gesellschaft ungleich verteilt. Durchschnittlich geringer gesundheitskompetent sind besonders Menschen mit niedrigem Bildungsgrad, niedrigem Sozialstatus, im fortgeschrittenen Lebensalter, mit Migrationserfahrung, langandauernden Gesundheitsproblemen oder chronischen Erkrankungen. Sie sind es auch, die sich weniger um die Krebsvorsorge kümmern und früher erkranken, als besser gestellte Bürger. Ein studentisches Forschungsprojekt der Hochschule Fresenius in München wollte es genauer wissen und hat in Kooperation mit der Felix Burda Stiftung untersucht, inwiefern die geringe Gesundheitskompetenz bei vulnerablen Gruppen ausschlaggebend für die geringere Teilnahmerate an der Darmkrebsvorsorge ist.

Die fünf Studenten - unter Leitung von Studiendekan Prof. Dr. Andreas Beivers - interviewten unterschiedliche Experten und Expertinnen, die im alltäglichen Austausch mit Menschen stehen, die eine der oben genannten Kriterien erfüllen. So unter anderem Verantwortliche von Krebsgesellschaften, Tafeln, Migrationsberatungen, Patientenberatungen, Ärzten und Bürgerhäusern. 

Das Fazit: Die Lebensbedingungen wiegen schwerer als die Gesundheitskompetenz. Diese zeigen sich besonders im kulturellen Hintergrund und dem Alltag der sozioökonomisch schwächeren Bürger.

KULTUR

Gerade bei Migrant:innen kann die geringe Inanspruchnahme der Darmkrebsvorsorge auch kulturelle Hintergründe haben. So gibt es beispielsweise oft in dem jeweiligen Heimatland einen anderen Umgang mit dem Thema Prävention. Migrant:innen wissen häufig auch nicht, dass in Deutschland zahlreiche Präventionsangebote von der gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden. Sie sorgen sich vielmehr über mögliche aufkommende Kosten. Hinzu kommen geringe Deutschkenntnisse, die sowohl das Verständnis, als auch die Fähigkeit Darmbeschwerden anzusprechen erschweren können. Dies wird vielfach dadurch verstärkt, dass Themen rund um den Darm noch immer sehr scham-behaftet sind. Gerade für Frauen aus muslimisch geprägten Ländern bedeutet eine derartige Untersuchung durch einen männlichen Arzt zusätzlich ein großes Hemmnis.

ALLTAG

Auch der erschwerte Alltag, Zeitmangel oder ungünstige Lebensbedingungen, finanzielle oder familiäre Probleme können die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge erschweren. Die Prävention wird einfach durch alltägliche Probleme überlagert und rangiert in der Wichtigkeit und Dringlichkeit weiter hinten. Für Menschen der vulnerablen Gruppen ist es zudem oft zeitlich nicht umsetzbar, sich für Vorsorgetermine von ihrer Arbeit frei zu nehmen bzw. wissen sie nicht von ihrem Anspruch, für Arztbesuche freigestellt zu werden.

Die studentische Forschungsgruppe mit Studiendekan Prof. Andreas Beivers und der Felix Burda Stiftung mit Vorstand Dr. Christa Maar

Um die Teilnahmerate am Darmcheck und damit die Gesundheit dieser Menschen zu verbessern, raten die Experten:

  1. Vorsorge muss leicht und niedrigschwellig in das Leben integriert werden können.
  2. Dringlichkeit der Vorsorge muss vermittelt werden.
  3. Bestehende Vertrauenspersonen (Sozialberater, Ärzte) können als Lotsen Informationen vermitteln.

Die Studenten der Hochschule Fresenius - Vincenzo Strehler, Annika Lampert, Johanna Rau, Emilia Solfrian und Philippa Vorderwülbecke – konnten im Rahmen des Studienprojekts erfahren, dass besonders Menschen in prekären Verhältnissen, grundsätzlich sehr dankbar sind, wenn sie Hilfe in Gesundheitsthemen erhalten. Sie konzipierten daher auf Basis der Erkenntnisse aus einer umfangreichen Literaturrecherche und den Experteninterviews mehrere Handlungsempfehlungen.

Zwei Empfehlungen sind in den Augen der Felix Burda Stiftung besonders erfolgversprechend:

Die Tafeln in Deutschland: 

Besonders für Bürger mit niedrigem sozialem Status oder finanziellen Schwierigkeiten, stellt der Besuch bei der Tafel einen zentralen Teil ihres Lebens dar. Durch das hohe Aufkommen dort, müssen die Bürger im Normalfall längere Zeit in der Warteschlange stehen. Das wäre ein geeigneter Zeitpunkt, an diesem Ort Werbung für die Darmkrebsvorsorge zu machen, beispielsweise durch das Verteilen von Infomaterial oder durch Ansprache der Bürger durch Experten oder Betroffene. Die Aufmerksamkeit für die Thematik könnte durch das gewohnte Warten erhöht werden. Auch freuen sich diese Menschen, wenn sich jemand für sie interessiert und sich um sie kümmert.

Gelber Präventions-Pass:

Ähnlich aufgebaut wie die bereits bestehenden, gelben Impfpässe oder auch das gelbe Kinderuntersuchungsheft, sollten die Präventionspässe aber mehrsprachig aufgelegt werden. Der Präventions-Pass vermittelt Basisinformationen über den Nutzen und Dringlichkeit von diversen Präventionsmaßnahmen - Krebsvorsorge, Check-ups, Impfungen - sowie Link-Adressen zu offiziellen Gesundheits-Websites. Zudem erhält er eine tabellarische Liste der gesetzlichen Präventionsleistungen nach Alter, die bei Inanspruchnahme vom Arzt abgestempelt werden. Das Besitzen eines solchen Passes, erinnert die Bürger regelmäßig daran, Gesundheitsvorsorge wahrzunehmen. 

Wenn Präventionsangebote wie der Darmcheck niedrigschwellig und leicht verständlich in das Leben der Menschen integriert werden können, ist eine Steigerung der Teilnahme auch in diesen Bevölkerungsgruppen möglich. Denn auch Menschen die die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen und die zu den schwächeren unserer Gesellschaft gehören, wollen nicht an Darmkrebs erkranken. 

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